Dienstag, 14. August 2012

LONDON: Un Italien très vite ODER Olympia Calling

204 Nationen haben in diesem Jahr ihre Athleten zu den Sommerspielen nach London entsendet. Unter den 290 Italienern ist auch der Marathonläufer Ruggero Pertile aus Villanova di Camposampiero, einer kleinen Stadt in Norditalien. 

Olympia ist überall!

Bunte Flaggen aller Nationen auf der Regent Street, riesige Leinwände im Hyde Park und alle paar Meter Freiwillige in pinken Westen, die freundlich darauf hinweisen, auf der rechten Seite des Bürgersteiges zu laufen. London ist im Olympia-Fieber. Ganz London? Ja! Denn nach anfänglicher Skepsis sind am letzten Wochenende der Spiele auch die größten Pessimisten überzeugt. Traditionell findet der Marathon der Männer am letzten Tag der Spiele statt und so ist die Strecke bereits am frühen Vormittag von Schaulustigen gesäumt.


Sport mitten in der Stadt. Im Hintergrund das "London Eye".

Ruggero Pertile, der schnelle Italiener ist 38 Jahre alt. Ein kleiner zierlicher Mann. 56 Kilo verteilt auf 170cm. Als einziger Italiener und einer der wenigen Europäer hat er die Qualifikation für den olympischen Marathonlauf der Männer geschafft. Doch Pertile ist nicht alleine in England.

Kurz hinter der Blackfriar-Bridge schmücken mehrere italienische Fahnen das Absperrgeländer. Hier feuert seine ganz persönliche Fanbase, eine Truppe aus ungefähr 30 Leuten (Exil-Italienern und extra fürs Wochenende Angereiste) mit rot-weiß-grünen Wangen, den Läufer lautstark an. 

Bella Italia in London

Insgesamt sieben Runden rennt Pertile auf der olympischen Marathonstrecke, die mitten durch London, vorbei an historischen Gebäuden und hohen Bankentürmen führt. Jedes einzelne Mal wird "Rero" wie ihn seine Freunde liebevoll nennen, mit euphorischem Klatschen und lauten Anfeuerungrufen weiter vorangetrieben. Als er das letzte Mal, knappe zwei Meilen vor dem Zieleinlauf am Buckingham Palace, vorbeiläuft, hält er sich bereits eine ganze Weile auf dem 14. Platz. Nun beginnt das Zittern.


Pertile im Windschatten eines Konkurrenten

"RERO, RERO!!!"


An der Strecke scharren sich Chiara, Pertile's Freundin, und der Rest um ein Iphone. Die Online-Übertragung hakt. Die Verbindung steht. Bricht wieder ab. Die Nerven liegen blank.

Zum Schluß muss die Technik helfen

Wenige Augenblicke später bricht Jubel aus. Chiara schlägt die Hände vor das Gesicht. Es fließen Tränen. Freudentränen! Pertile hat noch einmal alle Kräfte mobilisiert und sich auf den letzten Metern tatsächlich noch auf den zehnten Platz vorgearbeitet und ist damit hinter dem Polen Henryk Szost der zweitbeste Europäer. Die Medaillenplätze gehen an Uganda und Kenia.

Knapp zwei Stunden später in einer kleinen Straße hinter dem Trafalgar Suare. Die italienischen Flaggen hängen nun vor dem Athletenausgang hinter dem Zieleinlauf. Ein Jamaicaner und ein Brite sind schon rausgekommen. Pertile erscheint mit einiger Verspätung und einem riesen Grinsen im Gesicht. Seine Freundin fällt ihm um den Hals. Alle wollen Fotos machen.

Läufer mit "Fanbase"

Am selben Abend im Olympic Stadium in London. Unter dem Motto "A Symphony of British Music" treten auch The Who, George Michael und die kurzfristig wiedervereinten Spice Girls auf. Auch die Medaillen des Marathons der Männer werden während der Abschlussfeier verliehen. Zwar ist Ruggero Pertile hier nur einer der vielen Athleten und auch hat er seine persönliche Marathon-Bestzeit von 2:09:53h in London nicht erreichen können, doch bekanntlich ist bei Olympia dabei sein sowieso schon alles!


Ein stolzer Olympionik!