Donnerstag, 15. März 2012

MÜHLEBERG: Manif anti-nucléaire ODER sonntäglicher Ausflug mal anders

11. März 2012

Genau 365 Tage ist es her, dass im tausende Kilometer entfernten Japan die Folgen des verheerenden Tsunamis den atomaren Super-GAU in Fukushima - und damit auch eine hitzige Atom-Debatte in Europa - ausgelöst haben. Hinter uns liegt ein Jahr mit überraschenden Atomaustiegen (Deutschland) und vorrausplanenden Regierungen (Schweiz), aber auch Politikern, die stur an ihrem bisherigen Engergieprogramm festhalten (Frankreich).  

Auf jeden Fall ist dieses bedeutungsvolle Datum für mehrere tausend Menschen Grund genug, sich an ihrem freien Sonntag an einem Protestmarsch zum Atomkraftwerk im schweizerischen Mühleberg zu beteiligen. Gemeinsam wollen sie sich für eine Zukunft mit erneuerbaren Energien einsetzen! Ganz konkret fordern die Menschen, dass die AKWs Mühleberg und Beznau so schnell wie möglich vom Netz genommen werden sollen.  

Plakat der Aktion "Menschenstrom gegen Atom"

Friedlich zieht die bunte Truppe aus alten 68ern, Studenten und jungen Familien vom knapp 7 Kilometer entfernten Gümmenen zum AKW.

Ankunft der Demonstranten am Bahnhof Gümmenen im Schweizer Kanton Bern
Die Sonne scheint, der Himmel ist stahl-blau. Dabei weht den Marschierenden ein kalter Märzwind ins Gesicht. Immer wieder erschallt die Forderung: "Atomausstieg JETZT!". Auch eine etwas esotherisch angehauchte Truppe macht sich durch verzücktes Tamburingetrommel und sich wiederholende "Sonnenschein"-Ausrufe bemerkbar. Durch die idyllische Landschaft geht es vorbei an herausgeputzen Fachwerkhäusern und stinkenden Kuhställen weiter Richtung AKW.


Schweizer Idylle

Zweckentfremdung der Dorfstraße

Wären da nicht die gelb-roten Fahnen und das ein oder andere Plakat, die aus der Menge herrausragen, könnte man die Veranstaltung glatt auch für einen sehr großen sonntäglichen Familienausflug halten. 
Kinderwagen, Dreiräder, Rollschuhe und Bollerwagen, die komplette Fahrzeug-Abteilung eines Kinder-Kaufhauses ist hier vertreten. Die ganz Kleinen - und es ist erstaunlich, wie viele Neugeborene sich auf einer solchen Demo "herumtreiben" - werden in Babyrucksäcken von ihren Eltern getragen. "Da es um die Zukunft unserer Kinder geht, wollen wir sie schon so früh wie möglich mit dem Thema in Kontakt bringen", sagt eine junge Mutter mit ihrem kleinen Sohn an der Hand.

Ankunft am AKW Mühleberg

Geboten wird ein buntes Programm mit Podimsdiskussionen und Live-Auftritten rund um das Thema Atomaustieg. Im Hintergrund: das AKW

Rund 8000 Menschen haben, laut Veranstalter, an diesem Sonntag an dem Protestmarsch in Mühleberg teilgenommen, doch auch in anderen europäischen Ländern haben Atomgegner die Bedeutung des 11. März genutzt, um erneut auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen.





P.S.: Was Menschen im Allgemeinen dazu bewegt, an Demonstrationen teilzunehmen, und warum sie sich für bestimmte Projekte aktiv engagieren, das herauszufinden ist Ziel eines Forschungsprojektes, an dem auch die Université de Genève teilnimmt und anlässlich dessen über 1000 Fragebögen auf der Mühleberg-Demo verteilt wurden ... wir warten gespannt auf die Ergebnisse.  

Freitag, 9. März 2012

SIERRA LEONE: Un pays africain se presente ODER Bilder einer Reise



10 Dinge, die man noch wissen sollte, wenn man nach Sierra Leone reist:


1) Ein funktionierender Flughafen muss nicht zwingend über helle Lichter verfügen.  

Zwischenlandung: Hauptterminal des Flughafens in Monrovia, Liberia

2) Auch für teure Autos werden eine vernünftige Infrastruktur und asphaltierte Straßen nicht gebraucht. 


Verrückte Welt

3) "Snap me, snap me" meint "Mach ein Foto von mir" und jeder will dabei sein.


Snap #1


Snap #2
4) "A photo, a photo" rufen die Kinder und rennen dem Auto hinterher. Auf Grund von 3) eine logische Schlussfolgerung für jeden Neuankömmling. Doch falsch gedacht, denn eigentlich rufen die Kleinen "Opoto, opoto", was so viel wie "weißer Mann" bedeutet. Also, in diesem Fall Kamera weg, fröhlich winken und mit den Kindern zusammen lachen. 

Gut, wenn jemand dabei ist, der trotzdem unauffällig ein Foto macht

5) Bei einem sogenannten "Outing" geht es nicht um streng geheime Informationen, die nun öffentlich werden! So bezeichnet man vielmehr die sonntäglichen Ausflüge der Kirchengemeinden, die mindestens einmal im Jahr stattfinden und die die Küsten nahe Freetowns in Party-Locations verwandeln.






6) Eines der Nationalgerichte ist "Chakalaka". Eine rote Soße aus Tomaten, Zwiebeln und viel Chili. Am ersten Abend schmeckt sie super lecker, am zweiten Abend freut man sich darauf, am dritten Abend könnte man auch etwas anderes essen, am vierten Abend verzichtet man gerne ... am sechsten Abend möchte man eigentlich nur noch frisches Krustenbrot von Butter Lindner essen. Chakalaka gibt es es wahlweise zu Baracuda mit Reis, Baracuda mit Pommes oder Garnelen mit Reis bzw. Garnelen mit Pommes.


Chakalaka - was will man mehr ... hmmm, Vollkornbrot, Käse, Wurst;-)?

7) Um eine entflohene Spinne zu finden, deren Größe zugegebener Maßen nicht zu verachten ist (siehe Foto), kann man auch mal ein ganzes Bett auseinandernehmen. Gutes Training für jeden IKEA-Möbel-Zusammenbau-Wettbewerb.


Kein Kommentar

Vergesst MALM, PAX und BILLY!

8) Tankstellen eignen sich hervorragend als Bank-Ersatz und zum Umtauschen von Geld. Die Notenbündel in der Stückelung von 1000 bis 10.000 (1 Euro = 5771.16 Leone) gibt es in einer schicken Plastiktüte.


Unauffällige Geldgeschäfte ...

So (oder so ähnlich) muss sich Dagobert Duck fühlen ...

9) Die religiöse Toleranz ist hoch: Mohammed-Aufkleber zieren die Autos genauso wie Jesus-Innschriften die Hauseingänge und die afrikanischen Gottesdienste sind genauso ausdrucksstark wie man sie sich vorstellt - laut, bunt und spirituell. 






10) Sierra Leone ist ein Land in Bewegung. Es hakt und wackelt an vielen Ecken. Es muss noch viel getan werden (mehr zu dem, was bereits passiert, folgt sehr bald, hier bei Une Berlinoise ), doch eines gibt es schon jetzt im Überfluß: freundliche offene Menschen!


WELCOME TO SALONE!!!